Surfen blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück. Früher nur privilegierten Schichten vorbehalten, gibt es mittlerweile weltweit kaum noch Strände mit Wellen, die noch nicht gesurft wurden.

Die Ursprünge

Die Ursprünge des Surfens werden den Polynesiern zugeschrieben. Höhlenmalereien aus dem 12. Jahrhundert zeigen bereits Menschen auf Wellen, die über das Meer gleiten. Die Polynesier waren gastfreundliche fröhliche Menschen, die in Harmonie mit dem Meer lebten und ein beliebter Zeitvertreib von Frauen und Männern aller Klassen und Alterstufen war es, die Wellen mit dem Körper, einer Planke oder einem Kanu abzureiten.

Die kulturellen Wurzeln

Im Zuge ihrer Seefahrten brachten die Polynesier das Surfen ca. 1720 nach Hawaii und sorgten so für die Ausbreitung dieses Sports. Für die Hawaiianer war Surfen dabei nicht nur Freizeitgestaltung, sondern auch ein wichtiger Bestandteil ihrer Religion. Beim Bau eines Surfboards legten sie größte Sorgfalt auf die Auswahl des richtigen Baumes und die Arbeit am Board wurde von religiösen Ritualen begleitet, um sich den Schutz und das Wohlwollen der Götter zu sichern.

Die erste schriftliche Überlieferung des Surfens wird dem europäischen Entdecker der Hawaii-Inseln, Kapitän James Cook, zugeschrieben. 1778 stieß er auf die Inselgruppe und äußerte in seinem Tagebuch sein Erstaunen über das Geschick der Eingeborenen, mit einem Holzbrett in der Brandung zu gleiten.

Mit dem Eintreffen der Missionare ca. 1820 wurde das heidnische Brauchtum auf Hawaii durch strenge Kirchensitten abgelöst. Da Männer und Frauen zusammen surften, wurde es als unnütze, heidnische und vor allem unsittliche Zeitverschwendung angesehen und 1823 kurzerhand verboten. Die kulturelle Einbindung des Surfens ging von da ab verloren, so dass das Wellenreiten um 1829 von den meisten Plätzen Hawaiis und Polynesiens verschwand.

Nicht nur James Cook, auch Mark Twain (1866) und Jack London (1907) berichteten vom Sport der Könige und weckten damit ein breites Interesse an diesem Sport. Jack London traf auf Hawaii A.H. Ford, der ihn im Surfen unterrichtete. Dadurch inspiriert gründete er 1908 den ersten Surf-Club der Welt, den „Waikiki Outrigger Canoe and Surfboard Club“. Einer seiner vielen Berichte „A Royal Sport: Surfing at Waikiki“, der Ende 1907 in einer englischen Frauenzeitschrift veröffentlicht wurde, brachte dem Surfen die bis dahin größte Publicity.

Nachdem Hawaii 1900 als 51ter Staat an die USA angegliedert wurde, bereisten immer mehr Menschen die Inseln, um Urlaub zu machen. Die Strände waren stärker besucht und das Baden im Meer wurde für die unerfahrenen Touristen zu einem gefährlichen Unterfangen. Im Zuge dessen erschien es sinnvoll, Lebensretter am Strand einzusetzen und es stellte sich erstmals heraus, dass Surfboards ideal als Rettungsgerät geeignet waren. Die Lifeguards stammten aus hawaiianischen Familien, die von Natur aus mit den Wellen bestens vertraut waren. Der wohl berühmteste Mann aus den Reihen dieser, namens „the Duke“, wurde als einer von sechs Brüdern am 24. August 1890 geboren. Er war ein hervorragender Schwimmer und einer der besten Surfer der Inseln. 1912 nahm er an den Olympischen Spielen in Stockholm teil und gewann den 100-m-Freistil überlegen in Weltrekordzeit.

1907 kam schließlich das Wellenreiten nach Kalifornien. San Onofre gilt neben Malibu zu den prägenden Orten, von wo aus sich in den 20er Jahren der Surfkult auf dem amerikanischen Festland schnell verbreitete und von dort dauerte es nicht lange, bis im Jahre 1914 das Wellenreiten auch nach Australien schwappte.

In Europa begann in Frankreich die dokumentierte Geschichte des Surfens 1956, als der amerikanische Drehbuchautor Peter Viertel nach Biarritz kam, um dort einen Hemingway-Roman zu verfilmen. Als er die Wellen am Grand Plage sah, ließ er sich sein Surfboard nachschicken und surfte so oft es der Drehplan zuließ.

Das Material

Anfang des letzten Jahrhunderts begannen viele Surfer eigene Boards zu bauen und experimentierten dabei mit unterschiedlichen Mischhölzern. Ziel war es, das Gewicht der Boards zu reduzieren; harte, aber schwere Hölzer für die Stabilität mit leichten, aber weichen zu verbinden. Dies brachte zu jener Zeit jedoch wenig Erfolg, da es noch keine brauchbaren wasserfesten Klebstoffe gab, um die Hölzer auch im Wasser dauerhaft zusammenzuhalten.

Schließlich bewirkte der erste Weltkrieg eine enorme Entwicklung des Surfboard-Designs. So wurden durch intensives Experimentieren die Surfboards leichter und schmaler. Die Entwicklung des Surfboards ist in diesem Zeitabschnitt besonders mit dem Namen Tom Blake verbunden. Dieser gilt ebenfalls als Erfinder der Finne. Sein anfangs kielähnliches Unterwasserschiff verbesserte die Brettführung in der Wellenwand und ersetzte die bis dahin übliche Fußsteuerung.

1930 entdeckte man Balsaholz als Surfboard-Material. Das Board wog dabei durch die Verwendung des leichten Holzes nur die Hälfte des bis dahin vielerorts gebrauchten Redwoods. Leider war es nicht sehr belastbar und wurde bei Kollisionen mit anderen Boards sofort schwer beschädigt.

Während nach dem ersten Weltkrieg unterschiedliche Hölzer durch die Erfindung von wasserfesten Klebern für den Bau der hohlen Paddel- und Surfboards eingesetzt worden war, lösten nun Kunststoffharze und Fiberglasmatten als Resultat kriegstechnologischer Forschung die altbewährte Bauweise ab. Mit der Freigabe der neuen Kunststoffharze für den privaten Gebrauch wurde eine neue Epoche für den Surfboard-Bau eingeleitet. Im August 1946 erblickte das erste Fiberglasbrett das Licht der Welt. Nach mehreren Vormodellen wog es 1949 schließlich nur noch 12 kg.

Aber nicht nur an Boards, sondern auch an Möglichkeiten zum Schutz vor dem kalten Wasser wurde geforscht. Anfang der 50er Jahre stellte Jack O’Neill aus Neoprenresten den ersten Surfanzug in Nordkalifornien her. Zwei Jahre später kam ihm die Idee, das unter UV-Strahlung brüchig werdende und leicht reißende Neopren mit elastischem Nylon zu überschichten. Der moderne Neoprenanzug war erfunden und selbst im kalten Wasser ließ es sich nun aushalten. Dieses gab der weltweiten Verbreitung des Surfens noch einmal einen Schub.