Surfen ist mehr als ein Sport. Surfen ist ein kulturelles und kommunales Phänomen, das die Welt seit Generationen fasziniert und inspiriert. Als ein globaler Trend, Lifestyle und Passion wird es zur Plattform für viel Kreativität, Fortschritt und Innovation. Unzählige interessante und ambitionierte Menschen bewegen sich in dieser Arena der Freiheit des Wellenreitens und nutzen sie um ihren Träumen und Talenten Ausdruck zu verleihen.

Künstler, Freidenker, Helden, Kämpfer, Ikonen, Designer und Revolutionäre haben die Kultur des Surfens zu dem gemacht, was wir heute mit Faszination verfolgen – unter ihnen Frieda Zamba. Ihre Geschichte, die den wenigen unter uns bekannt ist, ist heute Teil der WSL Herritage Serie und bekam nur zu Recht einen Platz in der Enzyklopädie des Surfens (EOS).

Von der Bildschirmfläche regelrecht verschwunden, haben wir selbst fast vergessen, was für eine beeindruckende Persönlichkeit Frieda Zamba ist. Hier geht’s zum Portrait einer Surferin, die den gesamten Surfsport der Frauen auf den Kopf stellte: Energisch, sympathisch, Profi-Surferin aus Flagler Beach, Florida, vierfacher Weltmeisterin (1984, 1985, 1986 und 1988), ein Modell der körperlichen und geistigen Fitness, mit wenig Interesse an Ruhm oder Anerkennung – das ist Frieda Zamba.

Zamba wurde 1964 geboren und wuchs in Flagler Beach auf. Im Alter von 12 Jahren begann sie mit dem Surfen und schnell wurde klar, dass dieses Mädchen mit einem starken Kampfgeist und einem besonderen Talent gesegnet ist. Doch ihr Weg zum Erfolg entsprach nicht ganz dem üblichen Werdegang eines Profi-Surfers. Im Amateurbereich konnte sie keinerlei Rekorde vorweisen. Ihr Start und Eintritt in die Profi-League kam unerwartet und galt eher dem Zufall als sie mit 16 Jahren ein Event im nahegelegenen Cocoa Beach gewann und ein Preisgeld über 500-Dollar einlöste, ohne zu wissen, dass sie damit automatisch ihren Amateurstatus verlieren würde.

Im folgenden Jahr, 1982, gewann sie den Mazda Surfsport Pro in Solana Beach, Kalifornien, und wurde mit 17 Jahren die damals jüngste Gewinnerin eines Contests der World Surf League Tour. Zamba beendete die Saison auf dem sechsten Platz und wurde im folgenden Jahr hinter der Kalifornierin Kim Mearig Zweite. 1984 gewann sie fünf der zehn geplanten Events und holte sich so die Meisterschaft mit enormen Vorsprung. Als sie nach Florida zurückkehrte, wurde sie wie eine Superstar empfangen. Über der Bundesstraße A1 spannte ein Banner mit der Aufschrift „Flagler Beach: Heimat von Frieda Zamba, Weltmeisterin im Surfen der Damen“. Riesige Blockbuchstaben, die ihr bis heute im Gedächtnis blieben und in ihr eine starke Verlegenheit ausrufen. „Die gesamte erste Woche nach meiner Rückkehr blieb ich zu Hause“, sagte Zamba später, „Ich wollte nicht in die Stadt raus, ich habe mich geschämt!“ Verlegen um ihren eigenen Rum, um ein Talent und ein Erfolg, für welches sie Florida ebenfalls mit dem „Key to the City“ ehrte.

Mit starker Anlehnung an den Hawaiianer Larry Bertlemann, brachte Zamba mit ihrem Surfstil frischen Wind in die Wettbewerbe. Ihr Style war neu, unbekannt und innovierte den gesamten Surfsport der Frauen: eine radikal surfende, noch sehr junge Frau, die genau wusste, wie sie das gesamte Potenzial, Speed und Power aus jeder Welle rausholte. Bei einer Körpergröße von 1,62m und gerade mal 50 Kilo Körpergewicht, war sie sehr leicht und zierlich, was ihr bei der Federung in den kleinsten Wellen zu Gute kam. Sie ritt stets aus einer sehr offenen und breiten Haltung heraus, ein Stil, der ihr die mögliche Flexibilität und Sicherheit bot und welchen sie stetig verbesserte – selbst lange nach ihrem Ausstieg aus der WSL Tour.

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1985 kämpfte sich Zamba von ganz hinten bis an die Spitze, setzte sich gegen die beiden Titelanwärter Pam Burridge (AUS) und Jodie Cooper (AUS) durch und entschied mit den letzten beiden Eventsiegen die Meisterschaft für sich. Nach einer weiteren sehr anstrengenden Saison 1986, in der sie abermals den Weltmeistertitel einholte, konnte sie im folgenden Jahr dem Druck nicht mehr standhalten und beendete die Saison lediglich auf dem dritten Platz. Dieser Rückgang in ihrer Siegesserie veranlasste sie dazu, ein von Sportpsychologen betreutes hoch intensives Fitnesstraining zu absolvieren, welches bis dahin noch nie von einer Frau absolviert wurde. Ein Jahr später kam sie zurück und holte sich den WM Titel 1988.

„Danach“, sagte Zamba später, „habe ich irgendwie die Leidenschaft verloren. Alles war ein einziger Wettbewerb. Surfen war kein Hobby mehr, es war ein Markt, selbst jeder Free-Surf wurde für mich zur persönlichen Challenge. Immer besser und immer stärker – was verloren ging war die Freude am Sport“.

Zamba verließ die Tour und eröffnete Frieda’s Surfline Surfshop in Flagler Beach mit Surfer und Partner Bill „Flea“ Shaw. Seit ihrem 15. Lebensjahr war der 10 Jahre ältere Surfcoach ihr Sponsor, Boardshaper und steter Begleiter durch die Welt des Wettbewerbs und wurde 1987 schließlich zu ihrem Ehemann.

Während ihrer gesamten Karriere galt Zamba als eine sehr faire und sehr angenehme Konkurrentin, sie hielt immer Abstand zur kommerziellen Surfwelt. Zum einen, um ihre Ruhe zu bewahren und sich lediglich auf den Sieg zu konzentrieren, zum anderen aus reinem Desinteresse daran, eine Berühmtheit zu werden und dem Kommerz als Leinwand zum Opfer zu werden.

„Wäre sie etwas selbstbewusster und businessorientierter gewesen“, sagte die Weltmeister von 1990, Pam Burridge, „hätte sie ein Riesenstar werden können. Aber sie hat sich nichts aus der Surfindustrie gemacht. Ihre Leidenschaft war das Surfen und ihr Ziel, zu gewinnen, der Rest war ihr gänzlich egal.“ Zum Glück, finden wir, denn auch wenn die junge Surferin nicht am Rampenlicht interessiert war, reichte ihre Dominanz in Sport aus, um fünf Mal infolge von einem renommierten Surfmagazin zur besten Surferin der Welt geehrt und 1987 sogar als „Queen of the Surf“ bezeichnet zu werden.

In den darauffolgenden Jahren nahm sie nur noch gelegentlich an Wettbewerben teil, gewann u.a. die O’Neill Classic Challenge 1990 in Santa Cruz, die OP (Ocean Pacific) Pro 1991 sowie die OP Pro 1994. Über die gesamte Länge ihrer Karriere gewann sie insgesamt 18 Welttournee Events. Sie wurde 1998 in den Huntington Beach Surfing Walk of Fame und 2006 in die East Coast Surfing Hall of Fame aufgenommen.

Der Frieda Zamba Aquatic Complex, ein städtisches Schwimmbad in Flagler, wurde 1988 eröffnet. Sie wirkte in mehr als einem Dutzend Surffilmen, Videos und Dokumentationen mit, darunter Surfing’s Super Series (1985), Atlantic Crossing (1989) und Surfer Girl (1994).

Heute noch zieht die 55-jährige Legende aus Florida radikale Turns, besonders wenn es darum geht sich bei Wettbewerben wie den Azores Airlines World Grand Masters gegen ehemalige Weltmeister und Pioniere zu beweisen.

Wir sind begeistert von einer Frau, die bis heute dem Sport treu blieb und in ihm trotz allem Rums weiterhin das sah, was ihn eigentlich ausmacht. Surfen ist eine Leidenschaft, ein Sport, ein Hobby, eine Liebe und Verbundenheit zur Natur. Der kommerzielle Druck, der auf diesem Sport lastet ist immens, weit größer als bei vielen anderen Sportarten. Besonders in der Surfwelt der Frauen sehen wir leider immer mehr, dass es in Puncto Vermarktung, um weit mehr geht als sportliche Erfolge und das jeweilige Talent der Sportlerin.

Die Geschichte Frieda Zambas lässt uns hoffen, dass sich mehr starke und talentierte Frauen treu bleiben und dem Sportgedanken beim Surfen mehr Beachtung schenken als den Likes ihres letzten Bikini-Instagram-Posts.