Schon bald können wir auch bei uns in der Nähe perfekte Wellen in stylischen Wavepools surfen und einen Surftrip mit der ganzen Familie in spannenden Surfparks genießen. Zahlreiche Projekte rund um das Thema künstliche Wellen wurden bereits in den vergangenen Jahren in Europa realisiert und stehen jetzt auch zunehmend in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf dem Plan. Sollte also alles glatt gehen, stehen auch wir schon bald mit dem Board unter dem Arm in der Straßenbahn und surfen die ersten perfekten Barrels in NRW, Niedersachsen oder Hamburg.

Wer kann sich noch and den Moment erinnern, als Kelly Slater die erste absolut perfekte und spiegelglatte Welle in seinem Wavepool ritt? Das Bild unseres beliebten Surfprofis, wie er ungläubig die Hände über den Kopf schlug. Eine makellose Tube, die sich endlos über einen (scheinbar) leicht trüben See schälte.

Erst viel später wird uns klar, dass die Surfer an einem Betonpfeiler entlangfahren, auf dem ein Tragflächenboot von einem rasselnden Zug angetrieben wird. Aber das interessiert niemanden, wenn man eine perfekte Zehn-Sekunden-Barrel surfen kann. Und als erstmals die WSL-Surfwettbewerbe auf Kelly´s Surf Ranch stattfanden, konnten wir sehen, wer wirklich die besten Surfer der Welt sind. Hier gab es keine Ausreden mehr. Niemand kann sich hinter der Wellenauswahl verstecken oder sich auf Glück verlassen.

Plötzlich wurden Wellenbäder von einer Spielerei der Surf-Profis zur Realität des Surf-Mittelstandes und das Surfen perfekter „künstlicher“ Wellen in einem Wavegarden oder Wavepool folglich zu einer extrem beliebten Freizeitaktivität und guten Alternative für landlocked Surfer.

WAVEPOOLS UND SURFPARKS WELTWEIT

Hier stellen wir euch 10 der weltbesten Wavepools und Surfparks vor, die euch die Möglichkeit geben, auch fernab der Meere Wellen zu surfen.

Surf Ranch, Kalifornien, USA
Lakey Peterson bei den Freshwater Pro 2019. Foto: WSL / MIERS

Lakey Peterson bei den Freshwater Pro. Foto: WSL / MIERS

Kelly Slater’s Surf Ranch in Lemoore, Kalifornien, ist ein künstliches Wellenbad, wo wir die längste von Menschenhand geschaffene offene Welle der Welt catchen können. Ihr Potential wurde direkt von der World Surf League aufgekauft, um sie als Austragungsort für die Championship Tour zu integrieren. Mit Erfolg – der Contest der Jeep Surf Ranch 2021 war sensationell! Wir sind gespannt, wie sich die Technologie weiterentwickelt, um hier zukünftig noch größere Wellen zu surfen. Die längste unter den weltweit künstlich angetriebenen Wellen bleibt sie (vorerst) – damit hat Kelly den Maßstab bereits zu Anfang sehr hoch gesetzt.

Wavegarden Cove, Spanien
Wavegarden Cove

Nächtliches Fotoshooting bei Wavegarden in den Pyrenäen. Foto: Wavegarden

Wavegarden Cove stellt eine wellenerzeugende Technologie dar, die bis dato schon in sieben Pools weltweit verbaut wurde. Die Entwickler von Wavegarden sind schon lange dabei und haben vor über einem Jahrzehnt die ersten Einblicke in funktionierende Wavepools gegeben. Allerdings sahen die Wellen damals deutlich kleiner aus. Zu unseren Gunsten hat sich die Technik deutlich weiterentwickelt, und der Wavegarden Cove produziert mittlerweile 1000 Wellen pro Stunde mit unterschiedlichen Größe-, Form-, Kraft- und Frequenzoptionen. Die Testanlage in Nordspanien ist der Hauptsitz von Wavegarden. Ein privates, hochleistungsfähiges Demo- und Testzentrum, das für die Öffentlichkeit und Surfer wie uns leider geschlossen ist. Das Feedback der weltbesten Surfer bestätigt, dass die Wellen im Baskenland dem Surfen auf dem Meer am nächsten kommen. Trotz der Pandemie wurden in den Jahren 2020 und 2021 weitere Wavegarden-Standorte eröffnet, darunter Melbourne, die Schweiz, Südkorea und Brasilien. Derzeit befinden sich 5 weitere im Bau und über 60 weitere in der Entwicklungsphase auf der ganzen Welt.

URBNSURF, Melbourne, Australien
Empty Perfection at URBNSURF Melbourne.

Leeres Line-Up im URBNSURF Melbourne. Foto: URBNSURF/Stu Gibson

URBNSURF Melbourne ist der erste Surfpark Australiens und der erste Wavegarden Cove in der südlichen Hemisphäre. Als die ersten Videos dieser Anlage auftauchten, waren wir überrascht, ein so raffiniertes Design der Anlage zu sehen. Es ist wie der Apple-Shop unter den Surfparks: Sauberes türkisfarbenes Wasser, Hochglanzfliesen und weiß gestrichene Beckenwände, an denen erstmals keine Motoren im Mad-Max-Stil entlang sausen. Ein paradiesischer Freizeitspaß und das sogar für jedermann. Das Wellenbad ist für die Öffentlichkeit zugänglich und bietet eine gute Auswahl unterschiedlich starker und hoher Wellen in einer großzügig konzipierten Lagune. Groß und Klein surft hier seine „perfekte“ Welle. Restaurants und Surfschulen sorgen für den Rest.

Wadi Adventure, Vereinigte Arabische Emirate
Wavepool Wadi Adventure in Al Ain

Wavepool Wadi Adventure in Al Ain, die erste künstliche Welle im Mittleren Osten. Foto: Max Roger Buzin

Surfen in der glühend heißen Wüstensonne? Alles ist möglich. Ein Wavepool mitten in der Wüste der Vereinigten Arabischen Emirate. Von kleinen sacht einlaufenden Wellen für Anfänger bis hin zu steilen Sections für Profis: Der Wadi Adventure Park ist eine Oase in der Wüste, die auf eurer Surfpool-Liste stehen sollte. Die durch Dion Agius und seine russischen Topmodels populär gewordene „Electric Blue Heaven“ kann von jedem gesurft werden. Neben Wellen für Surfer, kommen auch hier erstmals Kiter und Kajakliebhaber auf ihre Kosten.

Siam Park, Teneriffa, Kanarische Inseln
Siam Park

Ivan Monagas im Siam Park. Foto: Fernando Auzokoa/Nexo Surfboards

Wie der Wadi Adventure Park, ist der Siam Park ein Wellenbad, in dem man auch surfen kann, und kein Wavepool, der ausschließlich zum Surfen gedacht ist. Die Wellen sind groß genug, so dass wir als Durchschnittssurfer ordentlich Spaß haben und ein paar schöne Poolwellen catchen können. Für das Hochleistungssurfen ist es allerdings nicht geeignet. Bei Betracht des Preises (ca. 600€ die Stunde) für eine Privatsession, solltet ihr besser eine kleine Gruppe an Surfern zusammentreiben, um den Pool zu teilen. Oder ihr erkundet einfach den Rest der Insel. Teneriffa ist nämlich mit vielen guten Surfspots gesegnet, die sich deutlich günstiger surfen lassen.

The Wave, Bristol, England
The Wave in Bristol

The Wave in Bristol.

Hier surft ihr Maschinenwellen in der ländlich englischen Landschaft. Natürlich wird auch The Wave von der Wavegarden-Technologie angetrieben. Dieser Pool befindet sich in der wunderschönen Surfstadt Bristol nahe der Westküste Englands. Seine Wellen reichen von 50 cm (1,7 Fuß) bis zu einer Höhe von fast 2 m (6,5 Fuß). Die Maschinerie kann alle 8-10 Sekunden eine neue Welle produzieren, sodass alle voll auf ihre Kosten kommen. Der Pool lockt britische Surfer aus der ganzen Umgebung. Surfer, die sonst eher unangenehme Winter und wildere Gewässer überstehen müssen, können hier ihre Skills verbessern, denn diese Welle bietet großes Potential. Für uns ist The Wave eine der beeindruckendsten Wavegarden-Installationen und lohnt sich für fortgeschrittene Surfer, die hier richtige Barrels und rauschende Stand-Up-Walls scoren wollen.

Alaïa Bay, Sitten, Schweiz
Alaïa Bay

Surfen mit Bergpanorama der Schweizer Alpen. Foto: Alaïa Bay

Im Herzen der Schweizer Alpen und in der Nähe des berühmten Matterhorns befindet sich Alaïa Bay: Der erste Wavegarden Cove in Kontinentaleuropa und möglicherweise der spektakulärste Ort für eine Surfsession. Alaïa Bay spielt für das Gesamtkonzept der Wavegarden-Technik eine ganz besondere Rolle. Denn 1 Stunde von Lausanne entfernt erfüllt dieser Spot die Version, Wellen und den Surfsport an Orte zu bringen, die keinen Zugang zum Meer haben. Gesurft wird hier vor einer sensationellen Kulisse, unabhängig von euerem Surfniveau.

Surf Snowdonia, Conwy, Wales
Wavegarden Snowdonia

Wavegarden Snowdonia. Foto: Wavegarden

Surf Snowdonia ist wahrscheinlich der landschaftlich schönste Surfpark der Welt, umgeben von herrlichen Wäldern und Bergen und mit einer Vielzahl von Aktivitäten, die im größeren „Adventure Parc“ angeboten werden. Die Wellen laufen alle 90 Sekunden und es gibt Bereiche für Anfänger, Fortgeschrittene und Profis. Tropisches Surffeeling kommt hier allerdings nicht so richtig auf.

BSR Surf Park, Waco, Texas, USA
NLand Surf Park

BSR Surf Park ehemals NLand Surf Park. Foto: NLand Surf Park

Im Herzen von Texas sorgt die American Wave Machine-Technologie für richtig gute Wellen. Der BSR Surf Park ,ehemals NLand Surf Park, ist kein Planschbecken. Es werden Wellen für Anfänger, Fortgeschrittene und Profis angeboten. Für letztere bricht hier eine kopfhohe Wellenwand, die sowohl rechts als auch links bis zu 10 Sekunden lang barrelt. Die Pros unter euch können ihre Skills auf den 150 Wellen, die pro Stunde erzeugt werden, erweitern und ihr Tube-Riding, ihre Airs und Carves verbessern.

Big Surf, Arizona, USA
BSR Surf Park

BSR Surf Park

Der Big Surf Waterpark bietet eine mittelmäßige Surfwelle und jede Menge actionreiche Wakeboarding-Möglichkeiten für Wasserratten. Hier werdet ihr zwar nicht euer Barrel-Riding perfektionieren, aber ein paar Longboard-Wellen, die euch bei Laune halten, könnt ihr auf jeden Fall erwischen und draußen in der Wüste Arizonas surfen.

WAVEPOOLS IN DEUTSCHLAND

Mit ernstzunehmenden Surfparks, Surf Lakes und vielen weiteren Wave Garden-Installationen in der Entwicklung wird es bald noch mehr Wellen für uns geben. Und das sogar in Deutschland.

Elfrather See, Krefeld, Deutschland

Wenn alles glatt läuft, werden wir wohl in Krefeld als erstes surfen. Hier plant die Stadt auf einer Fläche von 2 Hektar direkt am Elfrather See eine neue Installation der Wavegarden Cove. Die Anlage wird denen in Melbourne und Bristol ähneln und damit ganz klar die Herzen der deutschen landlocked Surfer erobern. Das Wellenbad soll über vier Surfbereiche verfügen: zwei „Point Break“ Bereiche für fortgeschrittene Surfer und zwei „Bays“ für Surfanfänger. Wellen bis zu einer Höhe von bis zu 1.95 Metern und ein großer Freizeitbereich könnten uns vielleicht schon im kommenden Sommer den ungestillten Surf- und Reisetrieb befriedigen.

Surfgarten, Stade, Deutschland

Doch damit nicht genug: Der Norden Deutschlands kann auch schon mal die Bretter wachsen, denn in Stade wird bald gesurft. Zwar wird sich die Eröffnung des Surfgartens um ein weiteres Jahr verzögern (2024), doch auf die dann stündlich einrollenden 1000 Wellen freuen wir uns jetzt schon. In Zusammenarbeit mit Wavegarden entsteht westlich von Hamburg auf einer Fläche von mehr als 5 Hektar ein absolutes Surf- und Freizeitparadies mit Wellen bis zu 2 Metern und für alle Niveaus.

SRFWRLD, Werne, Deutschland

Der weltweit größte Surfpark soll mitten in Deutschland, in der nordrhein-westfälischen Stadt Werne entstehen. In Planung für das 15 Hektar freie Zechengelände ist die SURFWRLD. Ein Surfpark mit zweimal so vielen Becken, dreimal so viel Wasserfläche und fast viermal längerem Surfen am Stück als herkömmliche Anlagen dieser Art. Die SURFWRLD wird Surfer aus ganz Deutschland in sein 250m x 90m großes Becken ziehen, indem alle 15 Sekunden Wellen mit bis zu zwei Metern Höhe brechen. Weitere Aktivitäten wie eine Surfschule, Beachvolleyballfelder, Liegewiesen, Gastronomie, ein Wohnmobilstellplatz und eine sogenannte stehende Welle, wie am Eisbach in München, sind auch dabei. Ein zweites großes Becken mit ähnlichen Abmessungen ist für die nächste Ausbaustufe geplant.

NACHHALTIGKEIT UND ERLEBNISFAKTOR

Doch diese Vielzahl an Wavepools wirft natürlich auch einige Fragen auf. Ist das überhaupt noch der Natursport, den wir so lieben, wenn uns eine Maschine die Größe und Sequenz der Wellen vorgibt, anstatt der kräftigen Winde der Tiefdruckgebiete. Bewegungsabläufe lassen sich sicherlich auf solchen Anlagen gut erlernen, aber wie ist es mit dem Naturerlebnis und dem salzigen Geschmack auf den Lippen? Und sind solche Anlage vom Aspekt der Nachhaltigkeit überhaupt verantwortlich?

Energie

Patentierte modulare Cove-Technologie. Foto: Wavegarden

Die genaue Umweltverträglichkeit von Waveparks können wir im Rahmen dieses Beitrags leider nicht objektiv bewerten, doch Wavegarden wirbt auf ihrer Seite explizit mit der Nachhaltigkeit ihrer Anlage. Eine Technologie, die es schaffe, mit geringem baulichem Aufwand einen Surfpool mit minimalem Energieverbrauch zu bauen, der sich praktisch ohne visuelle und auditive Auswirkung harmonisch in die Umgebung integriert. Die Maschine sei so konzipiert, dass die bei der Wellenerzeugung generierte Energie teilweise wiederverwendet wird und nur ein minimaler Energieverlust bei der Kraftübertragung vom Wellengenerator auf das Wasser entstehe. Dadurch werden außerordentliche Effizienzniveaus erzielt. Und auch im Vergleich zu den herkömmlichen Alternativen schneiden die Anlagen vom ökologischen Aspekt nicht schlechter ab. Bei einem Flug auf die Kanaren sind die damit verbundenen CO2-Emissionen sicherlich höher als der Besuch eines Wavepools sowie auch der ökologische Fußabdruck bei einem Surftrip mit dem Camp durch halb Europa, wobei die Beanspruchung von abgelegenen Landschaften um einiges größer ist.

Bebauung
The Wave in Bristol

The Wave in Bristol in der letzten Bauphase. Foto: Wavegarden

Aber uns allen ist natürlich auch klar, dass für die Umsetzung eines Surfparks, einige Hektar an Land bebaut und hunderte von Tonnen Beton verbaut werden müssen. Das wirkt sich zum einen in der Regel negativ auf die Böden aus und zum anderen sind viele Baumaterialien auch nicht CO2-neutral. Zwischen 2 und 6 Hektar Land werden benötigt, um ein kommerzielles Wellenbad zu bauen. Der Unterschied hängt davon ab, welche Technologie verwendet wird und welche zusätzlichen Einrichtungen (Restaurants, Bars, Surfschulen etc.) noch geplant sind. Wavegarden hat mit mindestens 5 Hektar den geringsten Flächenbedarf, Surf Lakes mit mindestens 8 Hektar den größten. Und in Zukunft werden wir sicherlich auch noch größere Anlagen sehen.

Surffeeling
URBNSURF Melbourne

Xavier Huxtable im URBNSURF Melbourne. Foto: URBNSURF/Adam Gibson

Und was ist mit dem Surffeeling in den millionenschweren Plantschbecken? Können die Anlagen es mit einem Sunset Surf mit Dünen- und Strandkulisse in Südfrankreich aufnehmen? Eigentlich eine überflüssige Frage. Auch wenn die Wellen in einem Wavepool noch so perfekt sind und es unglaublich Spaß macht, eine saubere, glasklare Welle nach der anderen abzureiten, so hat dieses mit dem ursprünglichen Surfen in natürlicher Umgebung nicht so viel gemeinsam. Es fehlt das eigentlich Naturerlebnis und das Spiel mit der unberechenbaren Energie der Wellen, die einen langen Weg hinter sich haben, um uns jedes Mal aufs neue herauszufordern.

Funfaktor
URBNSURF Melbourne

Mitch Crews im URBNSURF Melbourne. Foto: URBNSURF/Ted Grambeau

Auch wenn das Surfen in stylischen Pools für uns keine wirkliche Alternative darstellt, bringt es dennoch jede Menge Spaß und ein wenig Licht in den langen Tunnel des Wellenreitens zu Covid-Zeiten oder in der Waiting Periode für den nächsten Surftrip. Landlocked Surfer und alle anderen Wassersportliebhaber bekommen mit Wavepools zumindest die Möglichkeit sich eine kleine Dosis „Surf“ abzuholen. Einen Surfurlaub, mit allen seinen schönen Erlebnissen, auf die man sich schon wochenlang vorher freud, kann er allerdings nicht ersetzen.

Am Ende muss sich aber natürlich jeder von uns selbst entscheiden, in welcher Art Welle er sich am wohlsten fühlt und welchen Surftrend er mitgeht oder auch nicht. Wie dieser Trend weitergeht und welche spannenden neuen Surfprojekte sich anbahnen, erfahrt ihr wie immer hier. Wir halten euch auf dem Laufenden.

Autoren: Stefan Strauss & Tine Dlugosch