Über die Rolltreppe zum nächsten Surfspot! Wir haben die Hasewelle im L&T Sporthaus Osnabrück für euch getestet und was uns erwartete, war alles andere, als nur eine Dauerwelle zwischen Parkhaus und Tapasbar.

Im Hintergrund spielt Michael Bublés „Winter Wonderland“, während sich auf den Bänken mit Weihnachtseinkäufen bepackte Zuschauer eine Pause gönnen und die ersten Bilder von dir knipsen. Mit nassen Haaren und Flip-Flops stehst du Mitte Dezember mit deinem Board unter dem Arm mitten in einem Einkaufscenter, als dein Surfbuddie es gerade ordentlich sprayen lässt? Klingt absurd? Stimmt.

Seit März diesen Jahres lassen die Surfer aus Niedersachsen und Umgebung nach ihrer letzten Reise das Wachs auf ihren Boards, denn bis zum nächsten Surf ist es gar nicht weit: Auf geht’s in die Innenstadt von Osnabrück, denn hier läuft im L&T Sporthaus die Hasewelle von Citywave und das sogar ganzjährig und gezeitenunabhängig. Anders als gewohnt, richten sich die Bedingungen der stehenden Welle lediglich nach deinem Surfniveau und den gegebenen Öffnungszeiten des Einkaufcenters.

L&T eröffnete die Location mit der Idee Sport ins Sporthaus zu holen. So könnt ihr euch hier neben Surfen auch noch anderweitig sportlich austoben. Doch das Herzstück des Sporthauses ist das 7,5 x 16 Meter große Becken mit der Indoor-Welle. Unbeobachtet bleibt man hier bei Surfen nie, doch an die Zuschauer, die von der Tribüne und von allen Etagen aus auf die Surfer – Anfänger oder Profis – hinunterblickend jubeln und klatschen, gewöhnt man sich schnell.

Nachdem bereits Profisnowboarder, José Fernandes, und Big Wave Surfer, Sebastian Steudtner, ihre ersten Waschgänge an der Osnabrücker „North Shore“ hinter sich hatten, durften wir zusammen mit dem Teamrider von Surfganic-Surfboards, Alex Hülsberg, die Hasewelle testen und machten die Bekanntschaft mit einem sehr sympathischen Team, das 5 Tage die Woche diese Welle zum Laufen bringt und mit viel Engagement, jedem Teilnehmer ein einzigartiges Surferlebnis garantiert.

Daniel, Teamleiter der jungen Hasewelle-Crew, war bereits vor Umsetzung des Projektes „Sporthaus mit Citywave“ dabei und konnte die „Hase“ sozusagen von der Pike auf begleiten. Zusammen mit seinem Stellvertreter, „City-Surflehrer“ Joel, gab er uns einen Einblick in das gesamte, noch relativ junge und weniger bekannte Konzept der Indoor-Welle und das dahinterstehende Prinzip: Von mehreren Turbinen angetriebenes Wasser trifft auf stehendes Wasser, wodurch eine Wasserwalze entsteht, die dann auf die sogenannten Floater rollt – Rampen, die verstellbar sind, um die Höhe der Welle zu regulieren. Was entsteht ist eine „wohlgeformte Dauerwelle“ die theoretisch endloslanges Surfen garantiert. Aber nur theoretisch, denn auch als geübter Surfer (aus dem Meer), muss man für die Citywave eine bestimmte Technik beherrschen.

Es war gut, dass Joel und seine Kollegen so viel Geduld mit uns hatten. Unsere Wunschvorstellung, ein minutenlanger Ride mit unzähligen Turns und Tricks, wurde bereits nach ca. 2 Sekunden von unserem ersten Wipe-Out vertilgt. Zwar wurde uns im Rahmen der Einführung bereits erklärt, worauf wir zu achten haben, doch die Umsetzung war deutlich schwieriger als gedacht: Die ersten 5 Versuche zeugten bei fast jedem von uns von reiner Talentfreiheit — frei von jeglicher Erfahrung im gesamten Board- Sportbereich. Lediglich unsere Waschgänge hatten etwas mit unseren Vorkenntnissen gemein. Na immerhin. „Das ist am Anfang völlig normal, besonders wenn du aus dem Meer kommst. Du musst umdenken“, lehrte uns Joel, „der wichtigste Unterschied zuerst: Die Laufrichtung des Wassers ist gegensätzlich der einer Meereswelle. Während Wellen im Meer von hinten auf dich zurollen, kommen sie im Fluss oder im Wellenbecken von vorn. Du surfst also eher gegen und nicht mit dem Wasser, auf der anderen Seite der Welle. Einmal drin, sind die Bewegungsabläufe der Turns dieselben, aber immer schön hinten belasten, das ist das aller Wichtigste!“

Auch er hat das Surfen vor einigen Jahren für sich entdeckt und nach vielen Surftrips nach Alternativen gesucht, um die „land-locked Zeit“ zu überbrücken. Wer suchet, der findet: So auch der 26-jährige Dortmunder, der nun an der Hasewelle in Osnabrück sein geliebtes Hobby mit seinem Beruf kombinieren kann und kontinuierlich an seinen Turns arbeitet. „Am Schönsten“, so betont der angehende Surflehrer des Deutschen Wellenreitverbands, „ist die Begeisterung, die man in den Gesichtern der Surfer sieht, wenn sie das erste Mal auf einer Welle stehen.“

Unser Fazit: Natürlich kann die Hasewelle, wie auch die anderen Citywave-Installationen, den von uns so geliebten Natursport nicht ersetzen – das muss die Indoor-Welle auch nicht, denn der sogenannten „Rapid-Surf“ auf unterschiedlichen stehenden Wellensystemen halbnatürlicher und künstlicher Art spricht als Sportart für sich. Ein besonderes Surf-Erlebnis war es für uns allemal und die perfekte Möglichkeit, schnell und effektiv seine Technik zu verbessern, sein neues Board zu testen oder einfach für 45 Minuten dem Alltag in der Großstadt zu entfliehen und mit Flip-Flops und nassen Haaren seine neue Snowboardausrüstung für den nächsten Winterurlaub zu shoppen.
Wir sind gespannt wie es mit der Hasewelle weitergeht und ob sie sich auf der Rapid Surf League Tour 2019 zwischen Bratislava, der Eisbachwelle und vielen weiteren Stopps einen Platz sichern kann. It´s on, Osnabrück!

Hier kannst du deine Surf-Session reservieren!

Autor: Tine Dlugosch