Die englische Bezeichnung “Wetsuit” ist die gängigste Version, um einen Surfanzug aus Neopren zu beschreiben. Je nach Wasser- und Lufttemperaturen kommen die unterschiedlichsten Anzüge zum Einsatz und auch je nach Wassersportart gibt es unterschiedliche Modelle, die allerdings nicht Sportarten-übergreifend ihren Zweck erfüllen.

Für das Surfen bzw. Wellenreiten solltet ihr immer nur einen Wetsuit wählen, der auch dazu gedacht ist, um die Bewegungsfreiheit in den Schultern und Beinen für das Paddeln und Aufspringen zu gewährleisten. Neoprenanzüge für andere Wassersportarten, wie das Tauchen, eignen sich weniger gut bis gar nicht.

GRÖSSE

Ein Wetsuit sollte immer genau passen – haargenau sogar, also wundert euch nicht, wenn es sich bei der Anprobe im “Trockenen” anfühlt als sei der Anzug drei Nummern zu klein. Er sollte wie eine zweite Haut sitzen, keine Falten werfen, nicht stören, bequem sein und euch nicht in eurer Flexibilität einschränken. Nach ein paar Kniebeugen, Arme heben und Rumpfdrehungen, solltet ihr merken, ob euch etwas stört, kneift oder in der Bewegung oder der Atmung behindert. Nicht wundern, es wird heiß, denn die wichtigste Funktion, die der Wetsuit erfüllen sollte, ist, euch warm zu halten. Ihr kommt bei der Anprobe also ordentlich ins Schwitzen, dennoch lohnt es sich, diese kleine Tortour zu wiederholen und mindestens zwei unterschiedliche Modelle zu testen und den richtigen Anzug für euch zu finden.

MATERIAL

Zahlreiche Eigenschaften wie Flexibilität, Elastizität, Wärmedämmung sowie Resistenz gegen UV Strahlung und Wasser machen Neopren zu einem idealen Ausgangsmaterial für zahlreiche Artikel – wie für unseren Wetsuit. Der synthetischer Kautschuk, der im Sprachgebrauch als „Neopren“ bezeichnet wird, enthält kleine im Material verteilte Gasbläschen, die für thermischen Isoliereigenschaften sorgen. Diese Bläschen, winzige Lufteinschlüsse im Inneren, sorgen für die Isolation eurer Körperwärme, die durch die Luftschicht zwischen dem engen Anzug (zweite Haut aus Neopren) und eurem Körper verstärkt und das eindringende Wasser schnell auf eure Körpertemperatur erwärmt.

Das Neopren verhindert einerseits, dass die Körperwärme nach außen dringt, und andererseits, dass die kühlen Temperaturen der Luft und des Wassers an den Körper gelangen. Die Dicke und die Oberflächenbeschaffenheit des Neoprens bestimmen den Wärmeaustausch, so dass dieser je schneller oder langsamer stattfindet. Die Dicke des Neoprenanzugs wird oft verallgemeinert und für die gegebene Wassertemperatur empfohlen. Hier sollten aber unbedingt auch das Surflevel und die Aufenthaltsdauer im Wasser beachtet werden, denn je mehr ihr euch im Wasser bewegt, desto mehr erhitzt natürlich auch euer Körper. Im Übrigen ist jeder Körper anders und manche Surfer frieren schneller, oder eben langsamer und weniger. Nach einiger Erfahrung wisst ihr genau, welche Dicke des Anzuges zu welchem Zeitpunkt für euch die Passende ist.

Mittlerweile gibt es auch schon Neoprenanzüge aus recyceltem Neopren oder aus neuen umweltfreundlichen Materialien, die bei ihrer Herstellung bis zu 80% weniger CO2-Emissionen als Neopren abgeben. Preislich liegen diese Anzüge noch um einiges höher, doch die Umwelt wird es euch danken. Und je mehr die Nachfrage nach den sogenannten Eco-Friendly Wetsuits steigt, desto mehr Hersteller ziehen nach und wir surfen deutlich umweltbewusster.

MODELLE

Die Wahl des Wetsuits sollte also in erster Linie abhängig von eurer persönlichen Kälteempfindlichkeit hinsichtlich der Temperatur des Wassers und der Luft sein. Generell kann man aber sagen, dass wenn beides oberhalb von 25° Celsius liegt, man sich unbesorgt mit Bikini/ Badeanzug/ Shorts und Wet Shirt/Rush Guard in die Fluten stürzen kann.

Je kühler die Umgebung ist, desto dicker sollte der Neoprenanzug ausfallen. Besonders aufpassen sollte man in Regionen, in denen Luft- und Wassertemperatur stark voneinander abweichen. Kalte Meeresströmungen können das Wasser bei frischen 14° C halten, während die Luft sich auf über 30° C erwärmt. Hier entscheidet dann meist die Temperatur des Wasser über die Neoprenstärke.

SHORTY UND NEOPRENSHIRT

Shorties, oder auch Springsuits genannt, und Neoprenshirts sind Modelle für die bedingt kühleren Tage an südlich warmen bis tropischen Spots. Während Neoprenshirts nur den Oberkörper bedecken, sind Shorties richtige Anzüge mit kurzen Ärmeln und/oder Beinen.

Dünnes Neopren, meist 2mm, und wasserdurchlässige Nähte (flat stitched) bieten nur eine geringe Wärmeunterstützung für den Oberkörper, schützen aber gegen die Kälte des Windes und gegen Sonneneinstrahlung auf den Rücken. Sowohl die Luft als auch das Wasser sollte nicht kälter als 20° Celsius sein, um in einem Shorty zu surfen.

Unterschiedliche Modelle bieten Flexibilität und Schutz ganz individuell, wie es euch am liebsten ist. Mehr Freiheit an den Armen und Schutz an den Beinen bieten Kurzarm-Steamer (kurze Ärmel, lange Beine). Gleichermaßen beliebt sind Longsleeve Shorties (Shorties mit kurzen Beinen und langen Ärmeln), sie bieten mehr Freiheit für eure Beine, wärmen die Arme und schützen vor der Sonneneinstrahlung. 2/2mm bis runter auf 1mm ist bei diesen Modellen eine gängige Neoprenstärke.

FULLSUIT

Wenn es kühler wird, greift ihr zu einem Fullsuit mit langen Beinen und langen Ärmeln. Sie sorgen für konstante Temperaturen am gesamten Körper. Je nach Einsatzbereich, eurem Empfinden und der Temperatur der Umgebung werden Anzüge zwischen 3/2er (3/2mm), 4/3er (4/3mm), 5/4er (5/4mm) und mehr getragen. Die geteilte Maßeinheit setzt sich zusammen aus verschieden starken Teilen des Anzuges. Diese variieren zwischen den zwei Dicken, so dass Teile eines 3/2ers eine Neoprendicke von 3mm haben, während andere Teile, meist diese, wo unser Körper für das Surfen mehr Flexibilität benötigt, nur 2mm dick sind. Die Nähte sind oft vernäht und zusätzlich noch verklebt, so dass das Eindringen des Wasser auf ein Minimum reduziert wird. Auch der Reißverschluss ist mit einer Manschette oder Dichtlippe unterlegt, um durch die Zähne eindringendes Wasser zu stoppen.

Front-Zip und Zip-less Wetsuits kommen seit einigen Jahren immer mehr zum Einsatz, vor allem auf professionellem Surfniveau, denn ein Reisverschluss auf dem Rücken oder im Brustbereich könnte den Profi-Surfer in seinen Beweglichkeit und seinen radikalen Manövern stören. Ganz neutral betrachtet, und vor allem für den Surfeinsteiger, macht es kaum einen Unterschied, ob sich der Reißverschluss vorne oder hinten befindet. Das Duck-Diven und extrem radikale Turns kommen am Anfang eher selten zu Stande, so dass ein Anzug mit „Super-Flex- Eigenschaften“ kein absolutes Muss ist. Warm muss er sein, passen sollte er und in ihm solltet ihr bequem paddeln und aufstehen können. Alles Weitere sind Attribute, die für euch vorerst noch keine große Bedeutung haben sollten und so auch den Geldbeutel deutlich schonen.

Full Suits mit Hauben werden meist von Surfen gewählt, die sich in extrem kalte Jahreszeiten oder an Orten mit sehr kalten Wassertemperaturen rantrauen. Diese Anzüge werden von bestimmten Herstellern bis zu einer Dicke von 8mm produziert. Ein Neopren mit hoher Wärmeisolation und wasserdichte Verschlusskonstruktionen schützen die Surfer dann auch bei einstelligen Umgebungstemperaturen vor Unterkühlung. Deutlich leiden wird allerdings die Beweglichkeit, denn je dicker das Neopren ist, desto weniger Flex hat es. Mit Winter-Wetsuits wie diesen und ggf. zusammen mit Handschuhen und dicken Surf-Booties könnt ihr also den absoluten Wintersurf einläuten.

RASH GUARD / LYCRA

Rash Guards sind meist sehr dünne T-Shirt aus Lycra oder einem anderen flexiblen Material, das empfohlener Weise unter dem Surfanzug getragen wird, um Scheuern am Hals und unter den Armen zu verhindern und euch eine extra Schicht der Wärmeisolation zu bieten. Die Nähte sind meist an der Außenseite angebracht oder sehr fein strukturiert, um möglichst keine Scheuerstellen zu erzeugen. Lycras und Surfshirts gibt es mit langen oder kurzen Ärmeln oder auch für Frauen im Body-Shape. Diese könnt ihr auch bei tropischen Temperaturen ohne Wetsuit und nur als Sonnenschutz tragen.

Autorin: Tine Dlugosch