12. Februar 2020, Nazaré, Portugal – Was wir gestern gespannt hinter den Bildschirmen und hunderte Zuschauer live vor Ort mitverfolgen durften, war eine Premiere in der Geschichte einer der riskantesten Sportarten der Welt, eine Weltpremiere im Big Wave Surfing: Die NAZARÉ TOW SURFING CHALLENGE. 17 Männer, 2 Frauen, 6 Stunden Power Surfing, 4 Awards für spektakuläre Rides, Wipe outs und Rettungsaktionen in bis zu 20 Meter hohen Wellen.

Dass die größte Welle der Welt am Strand von Praia do Norte in Nazaré für einige der mutigsten und besten Big Wave Surfer der Welt jährlich im Winter zur Spielwiese wird, wussten wir bereits, doch ein jahrelang geplanter ganztägiger Wettbewerb, in welchem sich insgesamt 19 Adrenalin-Junkies und Top-Athleten in die berühmt berüchtigten atlantischen Brecher Portugals in Teams zusammenfinden und sich gegenseitig in die massiven Wasserberge ziehen, das war etwas ganz neues.

Es war einfach Gigantisch, im wahrsten Sinne des Wortes, denn gestern drehten nicht nur die Jetskis der insgesamt zehn Teams auf Hochtouren: Der Atlantik brachte Wellen, die an mehrstöckige Häuser erinnerten und den 19 Surfern einzigartige Bedingungen boten – ein für Nazaré untypisch leichter und ablandiger Wind glättete die Wände der massiven Brandung, die unter den weltberühmten Klippen des Leuchtturms von Praia do Norte brachen. Neben der von Nationen und Geschlechtern unabhängigen Teambildung und einem einmaligen Prioritätsformates, war es vor allem die Wertung der gerittenen Wellen, die dieses Event einzigartig machten. Zwar wurden die „Abfahrten“ professionell analysiert und die Schnelligkeit und Wellenhöhen ermittelt, doch am Ende wählten die Teilnehmer selbst ihre Favoriten und entschieden als gemeinschaftliche Jury die Sieger von insgesamt vier Awards: Wave of the Day der Frauen, Wave of the Day der Männer, Team Champions und der Jogos Santa Casa Commitment Award.

Von der ersten teamorientierten Big Wave Challenge haben wir viel erwartet, unter anderem den Bruch der aktuell gehaltenen Guinness Weltrekorde der größten je gesurften Wellen, doch es kam besser: Zwar wurden diesmal die Weltrekorde von Maya Gabreira und Rodrigo Koxo nicht getoppt, doch wir bekamen eine 6-stündige Wahnsinns-Show geboten. Sensationelle Tow-Ins, perfekte Wellenauswahlen, Airs, spektakuläre Wipe-outs und Rettungsaktionen – diese Challenge hatte es in sich.

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Einen dramatischen Moment jedoch erlebten die Surfer schon zu Anfang des Contests, denn im zweiten Heat musste das Water Safety Team zeigen, was es heißt, für das Leben anderer zu kämpfen. Nach einem Wipe-out schaffte es das Team Portugal nicht, gemeinsam den massiven Wasserwalzen auf dem Jetski zu entfliehen. Alex Botelho verlor seinen Teamkollegen auf dem Jetski, wurde von einem Set eingeholt und in Richtung des Strand gespült, wo es dann dem Water Safety Team gelang, den bewusstlosen Körper aus den einschlagenden Massen und der Backwash-Strömung zu retten. Dank diesen Einsatzes, konnte der portugiesische Big Wave Surfer aus Lagos schnellstmöglich in Sicherheit gebracht werden und ist nun in medizinischer Obhut, bei Bewusstsein und außer Lebensgefahr. Nur zu Recht wählten die übrigen Surfer jenes Team der Rettungskräfte und verliehen ihm für diese spektakuläre Rettungsaktion den Jogos Santa Casa Commitment Award.

Spannend ging die Challenge weiter. Der Hawaiianer, Kai Lenny, surfte die Welle des Tages unter den Herren und erhielt verdienter Weise den Award Wave of the Day für seine absolut beeindruckende Airshow. Wiedermal performte der Waterman seine Gun wie ein Shortboard und erweiterte die Grenzen der „Luftakrobatik“ im Big Wave Surfen. Zusammen mit seinem brasilianischen Teamkollegen Lucas Chianca, der den heftigsten Wipe-out des Tages erlitt, holte er sich am Ende auch noch den Titel des Best Teams und zeigte den „old dogs“ was das Team der Young Bulls so drauf hat.

Diesmal ohne Award aber mit einer ebenso sensationellen Leistung präsentierte sich das Team World, bestehend aus Maya Gabeira und dem deutschen Big Wave Profi Sebastian Steudtner. Sie überzeugten mit einer beachtlichen Wellenausbeute, starker Performance und Technik (auf dem Board und auf dem Jetski) und sehr heftigen Wipe-outs auf den bis zu 20 Meter hohen Wellen.

Nach sechs Stunden Power-Surfings von monströsen Atlantikwellen, durfte sich die Französin Justin Dupont über den Award Wave of the Day freuen. Einstimmig wählten ihre Konkurrenten ihre erste Welle, zum Ritt des Tages: Eine perfekt gewählte Recht und ihrer Meinung nach nicht mal „giant“ mit knappen 17 Metern Höhe. Respekt!

Dieser Event hat nicht nur den Surfen selbst die Realität des Big Wave Surfings vor Augen geführt und ihnen erneut gezeigt, welchen Risiken sie sich aussetzen, wenn sie es mit derartigen Naturgewalten aufnehmen, es hat ihnen und uns als Zuschauer verdeutlicht, wie wichtig Zusammenhalt, Vertrauen, Respekt und hundertprozentiger Verlass innerhalb eines Teams sind, um letztlich auch die gefährlichsten und riskantesten Situationen, insbesondere in dieser Sportart, gemeinsam zu meistern.

Wir freuen uns jetzt schon auf die nächste Team Challenge im Big Wave Surfing!