Der Archipel ist weltbekannt für seine einmalige Flora und Fauna, aber auch die Wellen sind nicht zu verachten. Auf Santa Cruz und San Cristobal gibt es viele erstklassige Reefbreaks, die ein Trip auf die Galapagos ebenfalls zu einem einmaligen Erlebnis machen können.

Wenn man nach einem längeren Aufenthalt auf dem Festland von Ecuador auf Baltra, dem Flughafen von Santa Cruz, landet, ist es so, als ob man in eine andere Welt eintaucht. Kaum etwas ist hier wie auf dem Festland, außer vielleicht die Sprache. Alles ist so ordentlich, sauber und organisiert, dass es bald schon unwirklich wirkt. Dank der strengen Regulierungen des Nationalparks hat Müll am Wegesrand oder in der Natur hier keine Chance. Und auch die Inselbusse schauen eher wie nordeuropäische Vorstadtbusse aus und nicht wie von der Abwrackprämie verschonte Vehikel, die aus scheppernden Boxen mit Latino Mukke beschallt und laut hupend über die Straße Ecuadors kacheln.

Bei Ankunft auf den Galapagos ist für die erste vertrauensbildende Maßnahme das Wappen der Inseln für Surfer unübersehbar angebracht. Neben einer Riesenschildkröte prangt ein Hammerhai auf diesem. Aber dieses sollte kein Grund sein sofort wieder kehrt zu machen, denn die Haie interessieren sich hier kaum für Surfer und die Wellen sind einfach zu schön ohne diese ungesurft zu lassen.

Die Hauptinsel für Surfer, mit den meisten qualitativen Wellen, ist die ganz im Osten des Archipels gelegen Insel San Cristobal. Rund um die Bucht von Puerto Baquerizo liegen erstklassige Spots, die je nach Swellrichtung ihre Stärken entfalten können. Neben San Cristobal hat aber auch Santa Cruz sehr gute Wellen im Angebot. Die Wellen auf Santa Cruz sind zwar nicht ganz so konstant und die meisten Spots laufen auch nur bei einem Südswell, sind die Voraussetzungen jedoch erfüllt, dann feuert es auch hier.

Ganz unproblematisch ist Surfen auf den Galapagos allerdings nicht. Ein wesentliches Problem ist, dass die Auswahl der Surfspots recht limitiert ist, insbesondere da einige Spots nur bei Nord- oder Südswell laufen. Hinzu kommt, dass viele Spots auch nur mit einem Boot zu erreichen sind. Ebenfalls sind die Galapagos für ungeübte Surfer wenig geeignet, da für viele Spots ein sicheres Handling mit dem Board eine Grundvoraussetzung ist.

SANTA CRUZ

Die bevölkerungsstärkste Insel im Zentrum des Archipels ist ebenfalls die Insel mit der am weitesten entwickelten touristischen Infrastruktur. Der größte Ort der Insel (ca. 15.000 Einwohner) ist Puerto Ayora. Hier bildet die Academy Bay ein natürliches Hafenbecken, um das sich die meisten Hotels und Unterkünfte der Insel anordnen. Puerto Ayora ist ein nettes Städtchen mit einer gepflegten Uferpromenade, die sich die Bucht entlang windet und wo sich auch viele Restaurants, ein Surfshop und der Surfclub der Insel befinden. Für Surfer, die nicht auf einem Boot wohnen, ist Puerto Ayora der beste Ausgangsort. Von hier aus starten ebenfalls die täglichen Shuttle-Boote nach San Cristobal und Isla Isabela.

SURFSPOTS

 

Palmas Grandes, im Südwesten der Insel gelegen, ist ein recht unbeständiger Reefbreak mit linken und rechten Wellen. Damit man diesen Spot Surfen kann, ist ein kräftiger Südswell und ein Boot erforderlich.

Cerro Gallina, knapp 2 Kilometer östlich von Palmas Grandes, zählt zu den besten Wellen auf Santa Cruz. Es ist ein sehr schöner Reefbreak in einer malerischen Umgebung, der auch für weniger geübte Surfer noch zu handeln ist. Ein Boot ist auch hier erforderlich.

Tortuga Bay ist der am einfachsten zu erreichende und daher auch am stärksten frequentierte Spot auf Santa Cruz. Vom Zentrum aus sind es zu Fuß ca. 30 Minuten – eine schöne Wanderung durch den Nationalpark. Der lange weiße Sandstrand mit türkisem Wasser zählt zu den schönsten Stränden auf den Galapagos. Der Spot ist ein typischer Beachbreak mit vielen Peaks. Das charakteristische an diesem Spot sind neben den vielen Echsen, die entweder am Strand chillen oder sich im Wasser herumtreiben, die Meeresschildkröten und Pelikane mit denen man sich den Line-Up teilen muss.

Piedra Ahogada ist ein nicht ganz ungefährlicher Reefbreak mit linken und rechten Wellen. Er benötigt einen kräftigen Südswell. Der Einstieg erfolgt über Playa los Perros, westlich von Puerto Ayora.

Punta Estrada erreicht man wie Piedra Ahogada aus Puerto Ayora in 2 Minuten mit einem kleinen Boot-Shuttle und einen kleinen Fußmarsch. Bei einem Südswell gibt es hier mehrer schön Reefbreaks. Der Einstieg ist direkt über das Riff und daher nicht ganz ungefährlich.

Seymour Norte ist ein Spot auf der nördlich von Santa Cruz vorgelagerten Insel, ganz in der Nähe vom Flughafen. Bei einem Nordswell ist dieser wohl die beste Wahl auf Santa Cruz. Es ist ein Pointbreak mit einer langen Rechten. Die Anreise aus Puerto Ayora dauert allerdings ein wenig, 40 Minuten mit dem Bus und dann noch einmal 40 Minuten mit einem Taxi-Boot.

SAN CRISTOBAL

San Cristobal hat touristisch gesehen weniger an ursprünglicher Natur zu bieten als die anderen Inseln auf den Galapagos. Für Surfer ist es jedoch die interessanteste Insel, da hier die konstantesten Surfbedingungen zu finden sind.

Puerto Baquerizo ist die Provinzhauptstadt und hat den zweitgrößten Hafen auf den Galapagos. Der Ort ist mit ca. 8.000 Einwohnern aber nicht einmal halb so groß wie Puerto Ayora auf Santa Cruz. Dementsprechend ruhiger geht es hier auch zu. Entlang der schön gestalteten Uferpromenade und in zweiter Reihe sind viele Unterkünfte und kleine Restaurants für jeden Geldbeutel zu finden. Die Hauptattraktion des Ortes sind aber die Seelöwen, die überall herumlungern, spielen oder für Fotos posieren.

SURFSPOTS

 

Loberia ist ein kleiner Strand mit sehr vielen Seelöwen, den man zu Fuß vom Zentrum bequem in einer halben Stunde erreichen kann. Eine günstige Alternativ ist auch eins der weißen Pick-Up Taxen, die überall auf der Insel herumfahren. Über eine kleine Bucht paddelt man zu den Wellen raus. Der Spot benötigt einen südlichen Swell und keinen Wind, was vom Wind leider oftmals nicht gegeben ist. Die Welle ist sehr kraftvoll und bricht nach links und rechts.

Tonga Reef ist ein sehr schöner Reefbreak über Lavagestein. Je nach Swellrichtung hat man eine Linke oder Rechte. Der Spot benötigt allerdings einen Swell von mindestens 1,5 Metern, da man sonst zu schnell in den Steinen landet. Tonga Reef erreicht man zu Fuß in 15 Minuten von El Cañon die Küste entlang.

El Cañon, benannt nach dem alten Geschütz auf der Uferbefestigung, ist ebenfalls ein sehr schöner und meist auch sehr sauberer Reefbreak, der am besten bei südlichen Swell funktioniert. Beim Ein- und Ausstieg ist allerdings Vorsicht geboten, da es einen unglücklich in die Felsen spülen kann. Für die Seelöwen ist dieses ebenso ein beliebter Spot zum Surfen, also nicht wundern, wenn man nicht alleine auf der Welle ist. El Cañon liegt im Militärgebiet am südlichen Zipfel der Bucht von Puerto Baquerizo. Um auf das Militärgelände zu gelangen, muss man sich am Eingang ausweisen.

Punta Carola, direkt am Leuchtturm am nördlichen Ende der Bucht von Puerto Baquerizo, ist bei einem Nordswell die beständigste Welle auf den Galapagos. Der Einstieg erfolgt über den Playa Carola, ein sehr schöner Strand in pittoresker Umgebung, der den Beinamen Love Beach trägt, da man von hier aus die schönsten Sonnenuntergänge auf San Cristobal genießen kann. Vom Zentrum läuft man ca. 25 Minuten zu Fuß. Die Welle ist ein anspruchsvoller Pointbreak mit einer schnellen steilen Rechten. Sobald sie ein wenig größer wird, ist es besser eine Gun unter seinen Füssen zu haben.

Manglecito ist ein einsamer Beachbreak an der Nordwestküste von San Cristobal. Neben den Spots in der Umgebung von Puerto Baquerizo gibt es auch noch eine Anzahl anderer sehr guter Wellen, die nur mit dem Boot zu erreichen sind, Manglecito ist einer von diesen. Bei einem nördlichen Swell findet man an diesem Strand sehr viele schöne Peaks, die sich auch für ungeübte Surfer eignen.

INFOS

Die Galapagos, 1.000 Kilometer vom Festland entfernt und komplett unter Naturschutz, bestehen aus 17 vom Rest der Welt isolierten Inseln von denen nur 5 bewohnt sind. Die Inseln sind alle vulkanischen Ursprungs, aber dennoch hat jede Insel des Archepils ihren ganz individuellen Charakter mit einer einzigartigen Flora und Fauna. Charles Darwin dienten diese Voraussetzungen bei seiner Reise zu den Galapagos als Grundlage für die spätere Entwicklung seiner Evolutionstheorie. Viele Tiere und Pflanzen gibt es nur hier, wodurch sich auf den Galapagos das Wort endemisch zum Lieblingswort entwickelt hat. Es ist aber nicht nur die Einmaligkeit der Tier- und Pflanzenwelt die erstaunlich ist, sondern auch der Umgang ihrer tierischen Bewohner mit den Besuchern. Viele wilde Tiere sind so zahm, dass man sich teilweise wie in einem riesigen Streichelzoo vorkommt. Die Seelöwen lungern auf den Bootsstegen ab, die Pelikane sitzen bei einem auf dem Balkon, auf dem Weg zum Strand muss man aufpassen, dass man nicht auf einen riesigen Leguan tritt und in den Wäldern im Hinterland streichen Riesenschildkröten durchs Dickicht. Die Tiere lassen sich durch die Menschen wenig stören und beachten diese meist gar nicht.

ANREISE

Die Anreise auf die Galapagos erfolgt über die ecuadorianischen Städte Quito und Guayacil. Das Angebot an Flügen, wenn man aus Europa direkt nach Ecuador fliegen möchte, ist recht überschaubar. Direktflüge gibt es von Amsterdam mit KLM oder mit Iberia oder LAN Airlines aus Madrid. Aus Deutschland fliegt Lufthansa via Bogota. Andere Gesellschaften wie American Airlines oder Continental fliegen via USA nach Ecuador. Bei den Flügen gilt zumeist, je früher man bucht, desto günstigere Flüge kann man bekommen.

Von Quito und Guayacil fliegen Tame oder Aerogal mehrmals täglich nach Baltra (Santa Cruz) und San Cristobal. Es ist auch problemlos möglich einen Gabelflug zu buchen, so dass man auf die eine Insel hinfliegt und von der anderen zurück. Bei der Ankunft auf den Galapagos muss man eine extra Nationalparkgebühr in bar zahlen.

Wer auf Baltra landet, kann bequem mit einem öffentlichen Bus und einer kleinen Fähre Puerto Ayora in einer Stunde erreichen. Wer auf San Cristobal landet, befindet sich eigentlich schon direkt in Puerto Baquerizo. Zwischen den Inseln verkehren täglich kleine Shuttle-Boote, die zwar nicht gerade zu den bequemsten zählen, aber einen beispielsweise in gut 3 Stunden von Santa Cruz nach San Cristobal bringen. Wer es bequemer haben möchte, kann aber auch mit einem Island Hopper fliegen.

WETTER

Die Galapagos liegen direkt am Äquator. Durch die unterschiedlichen Meeresströmungen, herrscht hier aber kein typisch tropisches Äquatorklima. Das Klima auf den Galapagos wird durch den kalten Humboldtstrom aus dem Süden und dem warmen Panamastrom aus dem Norden bestimmt. Entsprechend ihres Einflusses gibt es grundsätzlich 2 Jahreszeiten. Dezember bis Juni überwiegt der Panamastrom und damit tropisch-sommerliche Lufttemperaturen mit warmen Wasser, viel Sonne und kurzen und heftigen Regenschauern. Die Wassertemperaturen liegen um die 25 C°. Dieses ist auch die Zeit in der die Inseln aufblühen. Von Juni bis Dezember herrschen kühlere Luft- und Wassertemperaturen, da dieses die Zeit ist, in der der Humboldtstrom arktisches Wasser aus dem Süden herantransportiert. Die Wassertemperaturen liegen dann nur noch bei 18 – 20 C°. Dicke Wolken mit leichtem Sprühregen verhängen oft tagelang die Inseln. Das schmuddeligste Wetter und die kühlsten Wassertemperaturen herrschen von August bis Oktober.

SURF

Durch die Lage direkt auf dem Äquator treffen sowohl die Swells aus dem Nord- als auch aus dem Südpazifik die Galapagos. Aber nicht jeder Swell schafft diese lange Reise, einige bleiben auf der Strecke. Die Swells, die ihr Ziel indes doch erreichen, sind in der Regel kraftvoll und sauber, aber auch nicht so groß wie auf Hawaii oder Tahiti. Am beständigsten sind die Südwestswells von Mai bis Dezember, im Rest des Jahres sind die Wellen nicht ganz so konstant, aber komplett flach wird es dennoch nur selten. Die Zeit der Südwestswells ist aber auch die Zeit, in der der Humboldtstrom die Inseln fest im Griff hat. Kein anderer Ort am Äquator hat dann so kühles Wasser wie die Galapagos. Ein langer 3’2 Anzug kann die Freude beim Surfen extrem erhöhen. Sobald der Humboldtstrom sich wieder abschwächt, reicht ein Shorty vollkommen aus.

Auf den Galapagos gibt es viele qualitativ gute Wellen. Welche Welle läuft hängt allerdings stark von der Swellrichtung, Wellenhöhe und dem Wind ab. Dieses reduziert oftmals die Anzahl der Surfspots auf sehr wenige. Die meisten Wellen sind auf Santa Cruz und San Cristobal zu finden, wobei die besten Wellen um Puerto Baquerizo auf San Cristobal brechen. Bis auf wenige Ausnahmen sind die Spots kraftvolle Reefbreaks, die für Anfänger nur mäßig geeignet sind. Ein sicherer Take-off ist bei den meisten Spots eine Grundvoraussetzung. Oftmals ist der Zugang auch nicht unproblematisch oder nur mit einem Boot möglich.

Die Infrastruktur für Surfer kann man maximal als rudimentär bezeichnen. In Puerto Ayora und Puerto Baquerizo gibt es jeweils einen Surfshop, wo man sich mit dem Nötigsten versorgen oder vielleicht mal ein altes zusammengeschustertes Board ausleihen kann. Besser als Ausleihen ist es jedoch sich sein Board mitzubringen auch wenn der Transport im Flieger noch einmal extra kostet. Da es auf den Galapagos kaum neue Boards zu kaufen gibt, ist es in der Regel auch kein Schweres sein Board vor Ort zu verkaufen und so das Geld für den Rücktransport zu sparen.

GELD

Offizielles Zahlungsmittel sind US-Dollar. Das Tauschen von EURO oder Franken ist auf den Galapagos nicht möglich. Daher sollte man sich die US-Dollar lieber vorher besorgen oder sich die Devisen mit einer Karte am Bankautomaten ziehen. Die Galapagos sind im Vergleich zum Festland recht teuer, aber immer noch günstiger als Europa. Wer sparsam reisen möchte, hat aber auch auf den Galapagos die Gelegenheit dazu.

PAPIERE

Für EU-Bürger oder Schweizer reicht zur Einreise ein noch mindestens 6 Monate gültiger Reisepass. Ein Visum ist nicht erforderlich. In der Regel wird ein Aufenthalt bis 90 Tage gewährleistet.

Autor: Stefan Strauss