Ob Hashpoint, Bananas, Killers oder Dracula: Nur zu Recht verdienen die Surfspots der Südküste Marokkos kreative Namen, denn neben ihrem exzellentem Surfpotenzial sind die Wellen so vielseitig und unterschiedlich, wie das Land selbst. Für Surfer aller Niveaus finden sich ganzjährig Wellen und zur richtigen Zeit am richtigen Ort, wird so manch Surftraum aus 1001 Nacht wahr.
So nah und doch so fern und fremd erscheint uns das Königreich im Nordwesten Afrikas, von welchem uns nur knappe 4 Stunden Flugzeit trennen. Afrika und Orient mit einer Spur Europa – das ist Marokko, ein Land, das in sich nicht unterschiedlicher sein könnte: Grüne Täler und gewaltige Bergwelten gegenüber trockenen und endlosen Wüsten, prächtige Königsstädte und munteres Stadtleben gegenüber einer weiten Atlantikküste mit einsamen Stränden, hektisches Basar-Feilschen gegenüber völligem Stillstand im Ramadan. Zwischen Mittelmeer und Atlantik wird uns so einiges geboten und neben prunkvollen Palästen und einem Ambiente aus Tausend-und-Einer-Nacht im Landesinnern, surfen wir ganzjährig unter der Sonne des Orients.
MAROKKOS SÜDKÜSTE
Für viele von uns ist das Surfen in Marokko die erste richtige Surferfahrung außerhalb Europas. Mit ähnlicher Entfernung zu Deutschland wie die Kanarische Insel Fuerteventura, treffen wir nach nur 4 Stunden Flugzeit auf eine bezaubernde Kultur im Norden Afrikas, die nicht unterschiedlicher zu unserer sein könnte. Doch das Wichtigste: Wir besuchen ein Land, dass in den letzten 20 Jahren einen Surf-Boom der Superlative erlebt hat. Berechtigt, denn die Wellen der marokkanischen Südküste bieten ein exzellentes Surfpotenzial, dass wirklich niemandem, der diesen Sport liebt, vorbehalten bleiben sollte.
Im Südwesten des Landes, vom kleinen Örtchen Oualidia nördlich von Safi bis nach Tiznit südlich von Agadir, erstreckt sich eine Küstenlandschaft, die auf rund 400 Kilometern eine außergewöhnlich lange Liste an Surfspots verzeichnet und eine Auswahl an Wellen bietet, wie der Markt in Marrakesch an Gewürzen – Reizüberflutung nicht ausgeschlossen, doch das dies einem Mal in Puncto Wellenangebot passiert, spricht ja nur für die Wahl Marokkos als Surfdestination.





Von anfängertauglichen Beachbreaks, über mehr herausfordernde Pointbreaks für Fortgeschrittene bis hin zu erstklassigen Point- und Reefbreaks für Profis. Einige der Wellen Marokkos zählen zu den Besten der Welt, doch auch alle anderen Surfspots müssen sich nicht verstecken und bieten ein volles Programm für Surfer aller Levels, wobei Anfänger und Longboarder das ganze Jahr über eine Chance haben, auf kleine, kräftige Wellen zu treffen und erfahrene Surfer sich eher an den größeren Winterswells erfreuen.
Dreh- und Angelpunkt für Wellenreiter ist die Gegend von Tamraght bis Taghazout. Hier findet ihr, insbesondere in den swellreichen Wintermonaten, ideale bis herausfordernde Bedingungen mit vielen Spots „on fire“, wo die fortgeschrittenen Surfer unter euch sich so richtig austoben können. Im Sommer haben vor allem diejenigen Freude, die in Marokko das Wellenreiten lernen wollen. In dieser Zeit sind die Wellen deutlich kleiner und sehr gut geeignet, um die ersten Versuche im Line-Up zu machen.
Safi, Imsouane, Killers und Anchorpoint zählen zu den absoluten Top Surfspots in Marokko und die vielen Beachbreaks bieten beste Voraussetzungen für entspanntes Surfen und zum Lernen der ersten Schritte. Im Weiterem werden wir euch diese und weitere Spots näher beschreiben:
SURFSPOTS




















REISEINFOS
So vielseitig wie seine Wellen, ist das gesamte Königreich Marokkos. Als westlichster Staat Nordafrikas grenzt es im Norden an das Mittelmeer und im Westen an den Atlantischen Ozean, was es besonders für uns Surfer so interessant macht. Doch auch das Inland lässt keine Wünsche offen – im Gegenteil – denn seine landschaftliche Vielfältigkeit, ist im Vergleich zu seinen Nachbarländern unübertrefflich und hinsichtlich seiner geringen Entfernung zu uns in Europa, ein absolutes Muss-Reiseziel für alle Surfer und Kulturliebhaber. Zwischen langen Küstenabschnitten, und Traumstränden, Hochgebirgen und Skigebieten, liegen antike Königsstädte, wie Casablanca, Rabat, Fès und Marrakech, die eine Jahrtausend alte Hochkultur offenbaren und euch mit ihren Erbschaften aus dem Goldenen Zeitalter des Islams in eine Stimmung aus 1001 Nacht versetzen.
Nur wenige Flugstunden von Europa entfernt, trefft ihr in Marokko auf eine Mischung aus Moderne und Orient. Von authentischer Landbevölkerung und dem urtümlichen Volk der Berber, zu handyschwingenden Businessmännern und Surftouristen. Seine 34 Millionen Einwohner und Besucher spiegeln genau das wieder, was dieses Land ausmacht: Absolute Gegensätze in allen Bereichen, von grünen Oasen bis zu kargen Schneelandschaften, von wellenreichen Küsten bis zu trockenen, endlos erscheinenden Wüsten.
WETTER
Kaltes Land unter heißer Sonne. Das marokkanische Klima ist recht unbeständig und weist starke regionale Unterschiede auf. Auch wenn der Hohe Atlas schneebedeckt ist, könnt ihr am Strand noch angenehmes T-Shirt-Wetter erleben. An der Küste ist es im Sommer zwischen 25 und 35°C sehr heiß und nachts lau. Der Winter ist mild bei 16-24°C tagsüber und deutlich kühlere Temperaturen bei Nacht. Während das Gebirge ganzjährig frisch bis kühl ist, brennt die Wüste bei gefühlten 900°C und mehr.
Marokko hat über 300 Tage Sonne im Jahr, in manchen Ecken auch noch mehr. In Agadir regnet es nur sehr selten und dass auch nur kurz während der Wintermonate. Im Süden von Marokko liegen die Wassertemperatur meist zwischen 16-20°C, sonst sind sie 2-3 Grad kälter. Die Lufttemperatur und Wassertemperaturen können allerdings von einen auf den anderen Tag stark schwanken. Warme Kleidung solltet ihr deshalb, insbesondere im Winter immer mit einpacken. Trotz der Nähe zu den Kanarischen Inseln, sind die Wassertemperaturen hier wesentlich kühler. In der Regel seid ihr aber mit einem 3’2er Anzug gut bedient. Im Sommer genügt meist ein Shorty.





GEOGRAFIE
Das Königreich Marokko befindet sich im Nordwesten Afrikas. Wie kein anderes Land Nordafrikas hat es eine besondere Verbindung zu Europa, da es durch die „Straße von Gibraltar”, nur etwa 15 Km von dem europäischen Kontinent getrennt ist. Im Nordosten und im Osten grenzt Marokko an Algerien und im Süden an Mauretanien. Mit seiner Küste am Mittelmeer im Norden und seiner Küste am Atlantik im Westen, weißt Marokko eine Küstenlinie von insgesamt mehr als 3.000 km (inkl. Westsahara) auf. Bergregion Marokkos umfasst das Rifgebirge (2200m) und die Gebirgszüge des Mittleren (2600m) und des Hohen Atlas (4200m), der sich leicht bogenförmig im Zentrum des Landes ca. 800 km von Südwesten nach Nordosten ausdehnt. Im Winter bringen euch hier auch einige Doppelmayr-Lift auf die Piste mit anschließendem Pfefferminztee-Apres-Ski. Der Hohe Atlas beheimatet ebenfalls den höchste Gipfel Nordafrikas, den 4.167m hohen Jebel Toubkal. In der transmontanen Region Marokkos liegt der Anti-Atlas, der die Küstenzone und die grünen Hänge im Norden von der komplett trockenen Sahara im Osten und Süden trennt, wobei die Küste weiter im Süden einer Steppe bzw. Geröllwüste gleicht. Ihr findet also nahezu alle Klimazonen vor, was Marokko im Vergleich zu seinen Nachbarländern sehr vielseitig macht, auch wenn seine Größe von einer Fläche von ca. 459.000 qkm eher klein erscheint.
UNTERKÜNFTE
In Taghazout und Tamraght gibt es die meisten Unterkünfte für Surfer. Klar, denn hier findet ihr auch die meisten Surfspots in Marokko. Zahlreiche Zimmer, Apartments, Herbergen, Hostels, Hotels und natürlich auch Surfcamps in allen Variationen stehen euch hier zur Auswahl sowie wie auch das Surf & Yoga Camp von WAVE CULTURE. Im Winter, in der Surfhauptsaison, solltet ihr eure Unterkunft auf jeden Fall rechtzeitig buchen, um nicht in einem kargen, kalten Raum, direkt neben der Mosche zu landen, indem euch der Muezzin nachts um vier Uhr aus dem Schlaf reißt.
ESSEN UND TRINKEN
Habt ihr eine Unterkunft mit Selbstverpflegung gewählt, bietet euch der Souk (Markt) alles, was ihr so benötigt. Frisches Obst und Gemüse kauft ihr hier bereits für ein paar Cent bei Gemüsehändlern, die euch in der Regel sogar den richtigen Preis nennen. So bunt und orientalisch wie es auf den Souks und in den Städten vor sich geht, ist eigentlich auch die gesamte Küche Marokkos, die im Laufe der Geschichte viele Einflüsse besonders aus Spanien und Frankreich erlangt hat. Wie in vielen Ländern, leben die Gerichte auch hier von den Gewürzen, denen wir in Mitteleuropas Küchen relativ wenig begegnen: Gekocht wird mit viel Zimt, Thymian, Koriander, Sesam, Fenchel und Schwarzkümmel, auch süße Früchte in warmen Gerichten sind keine Seltenheit. Schweinefleisch sucht ihr in Marokko auf Grund der Religion natürlich vergebens. Stattdessen findet ihr viel Hähnchen-, Rind-, Lamm- und Ziegenfleisch, entweder frisch vom Händler oder auf der Speisekarte im Restaurant.
Wer das wahre Marokko schmecken will, für den gilt hier, wie überall auf der Welt: Dort essen, wo es den Einheimischen schmeckt. Meist liegt man damit ziemlich richtig, auch wenn das natürlich keine Garantie dafür ist, nicht auch mal auf einen völlig talentfreien Koch zu treffen. Zur Auswahl stehen dann „Nationalgerichte“ wie Tajine (im Tontopf über Glut gedünstetes Gemüse – relativ unspektakulär, doch seine Zubereitung ist ein Kultprozess), Couscous mit Hähnchen, Harira (Bohnensuppe mit Lammfleisch), Calamares, Fisch, Brochette (Fleischspieße) und vieles mehr. An vielen Orten haben sich die Restaurants bereits auf euren After-Surf-Hunger spezialisiert, sodass man schnelle und gute Küche nach einer anstrengenden Session erwarten kann. Neben verdammt guten Kaffee, den es allerdings eher selten ohne Milch gibt, und frischen Säften ist Tee das absolute Kultgetränk Marokkos. Natürlich auch in zahlreichen Variationen erhältlich, doch wer nur „Tee“ bestellt, erhält frischen Minztee, in den meisten Hotels bereits zur Begrüßung – mächtig herb und zugleich der süßeste des Universums.






ANREISE UND FORTBEWEGUNG
Marokko überzeugt mit einem sehr dichten Verkehrsnetz. Die meisten Orte lassen sich problemlos mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut und günstig erreichen. Ganz klar, je abgelegener, desto mühevoller kann es werden, je nachdem wie ihr unterwegs seid.
Alle Städte werden durch diverse Fernbuslinien und ein weites Sammeltaxi-Netz verbunden. Das Schienensystem der Bahn reicht von Nordmarokko bis nach Marrakesch. Der Regionalverkehr läuft gut und manchmal sogar pünktlich. Auch eure Boards könnt ihr meist problemlos mit in den Bus nehmen, wenn ihr andere Spots abchecken wollt und keinen eigenen Wagen habt. Versucht die frühen Busse in, und die späten Busse aus der Stadt heraus, zu meiden, da diese um diese Uhrzeiten gerammelt voll mit Pendlern sind. Natürlich steht die Erreichbarkeit der Surfspots für uns an erster Stelle und um hier den alltäglichen Problemen des öffentlichen Verkehrs zu umgehen, raten wir immer zu einem eigenen Fahrzeug bzw. Mietwagen, mit dem ihr flexibel jedem Swell hinterherfahren könnt.
Das eigene Fahrzeug: Für Surfvan-Besitzer und Weltenbummler, die die Anreise über Spanien nicht scheuen und das entsprechende Gefährt besitzen, ist das eigene Fahrzeug natürlich die erste Wahl, diese sollten allerdings auch hier, um die besten Spots anfahren zu können, auch mal über Schotterpisten fahren können. Leider steht eurer freien Reisemöglichkeit auf den gewohnten und geliebten vier Rädern ein Nachteil gegenüber: die weite und recht kostspielige Anreise. Zwar wird beispielsweise Diesel in Marokko sehr günstig verkauft, doch die Anreise nach Marokko inklusive Treibstoff, spanischer Autobahnmaut und Fähre — die für ein Wohnmobil oder großen Van und zwei Passagiere hin und zurück knapp 400 Euro kosten kann — ist alles andere als günstig.
Flüge und Mietwagen: Ein wenig unspektakulärer, doch meist sparsamer und wesentlich schneller geht’s mit dem Flugzeug: Von Deutschland braucht man mit dem Flieger je nach Zielort nur gute vier Stunden. Die angebotenen Flüge über die bekannten Billig-Airlines sind teilweise sehr günstig und mitunter für einen zweistelligen Betrag zu haben (zzgl. Boardtransfer) und fliegen ganzjährig sehr regelmäßig. Je nachdem, was ihr euch so vorgenommen habt, oder vielleicht auch eine Rundreise durch das Land ansteht, habt ihr zwischen mehreren Flughäfen die Wahl. Der Flughafen, der sich für einen Surftrip an der Südküste am ehesten eignet liegt in Agadir (AGA Agadir Al Massia Airport), von wo aus ihr in einer guten Stunde Fahrzeit auch schon Taghazout erreicht, entweder mit dem Bus (ca. 10€ und 2 Stunden Fahrt), mit dem Taxi für knapp 30€ oder aber mit dem eigenen Leihwagen, den ihr euch in Marokko relativ unkompliziert ausleihen könnt. Neben lokalen Vermietern sind auch alle großen internationalen Verleiher vor allem an den Flughäfen vertreten. Je nach Leihdauer, Saison, Versicherung und Fahrzeugklasse kostet ein Mietwagen in Marokko zwischen 30 und 90 Euro pro Tag.
HILFREICHE TIPPS
Auf Marokkos Straßen sind zwar vergleichbar weniger Fahrzeuge unterwegs, diese reichen aber schon aus, um erheblich mehr Chaos anzurichten als bei uns. Überland läuft es so ziemlich problemlos, doch innerhalb der Städte herrschen eigene Regeln. Rote Ampeln gelten selten oder gar nicht, Fahrspuren sind eher nur dekorativ, die Hupe ersetzt den Blinker. Im Kreisverkehr gilt rechts vor links, meistens jedenfalls. Wollt ihr irgendwo Parken, hält immer irgendwer die Hand auf, oder gleich beide.
Als Fußgänger habt ihr ungefähr die gleichen Rechte wie eine Ziege. Für einen entspannten Spaziergang braucht ihr starke Nerven und gute Reflexe. Wenn ihr es vermeiden könnt, an der Straße entlangzulaufen, tut das und falls doch, immer dem Verkehr zugewandt.
Inshallah heißt soviel wie „so Gott es will“ und das ist eigentlich in Marokko immer und überall der Fall.
Feilschen gehört zur arabischen Mentalität? Verabschiedet euch von dieser Grundregel, die wahrscheinlich eh einst von einem Touristen erfunden wurde. Eins gilt: wenn ihr schon feilscht, dann kauft auch am Ende und das dann zu einem Preis, der es euch wert ist. Für was ihr euch auch entscheidet, ihr seid auf jeden Fall über den Tisch gezogen worden. Aber ärgert euch nicht.
Begrüßt wird meist, wie auch bei uns, indem man sich die Hand gibt. Wer danach kurz die Hand aufs Herz legt, ehrt Allah und zeigt viel Respekt für die fremde Religion.
Ramadan ist der Fastenmonat, in dem Gläubige zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang nicht essen, nicht trinken und nicht rauchen dürfen. Und so ziemlich alle Marokkaner halten sich daran.
Muezzin ist der Ausrufer, der euch mindestens 5-mal am Tag zum Gebet auffordert, und zwar vom Turm der Moschee aus, oder auch übers Radio und Fernsehen. Schlaft ihr in der Nähe einer Moschee, solltet ihr mit guten Ohropax ausgestattet sein, denn die Lautstärke ist beachtlich und kann einem nachts schon mal den Schlaf rauben.
Drogen sind in Marokko leider auch ein großes Thema – vor allem Marihuana – und gleichsam illegal. Der Besitz von ein paar Gramm kann sehr teuer werden, nehmt also auf gar keinen Fall irgendwelchen Stoff als Souvenir über die Grenze mit nach Hause, weil es euch gerade so günstig erscheint. Einige Monate oder Jahre im marokkanischen Knast ist eine Erfahrung, die ihr mit Sicherheit nicht machen wollt.
Campingplätze gibt es entlang der Küste in jedem Ort für ein paar Dirham (marokkanische Währung). Sie bieten meist nichts und sind mit nichts ausgestattet. Doch der Sicherheitsfaktor ist dennoch ein wenig höher, als in freier Wildbahn zu campen, was zwar möglich ist, aber nicht überall zu empfehlen.
Autoren: Stefan Strauss & Tine Dlugosch